Bolivienbegegnungsreise 2006 - zweiter Bericht
am Freitag, 30.06.2006
Partnerschaft gestärkt
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BETZDORF Im Rahmen der Begegnungsreise der Deutschen Pfadfinderschaft Sankt Georg (DPSG) im Bistum Trier mit der Asociación de Scouts de Bolivia (ASB) aus dem District Cochabamba hatten die Betzdorfer Pfadfinder einen Gast aus ihrem Partnerstamm Primavera. In gemeinsamen Veranstaltung wurde die Partnerschaft der beiden Pfadfindergruppen gestärkt und zum Abschluss ein Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Den Auftakt zu den Tagen im Stamm Betzdorf bildete das gemeinsame Pfingstzeltlager im Brexbachtal bei Bendorf. Dort trafen die Betzdorfer mit anderen Pfadfindern der Diözese Trier zusammen, die ebenfalls eine Partnerschaft nach Bolivien haben. Der Samstag wurde gemeinsam in den verschiedenen Altersstufen verbracht. Während die jüngsten beiden Stufen, die Wölflinge (7 - 11 Jahre) und Jungpfadfinder (11 - 14 Jahre), sich bei verschiedenen Spielen und Wettkämpfen vergnügten, wurden die beiden ältesten Stufen stärker gefordert. Die Pfadfinder (14 - 16 Jahre) errichteten verschiedene Lagerbauten ausschließlich mit Seilen und Holz und erkundeten die nähere Umgebung mit Karte und Kompass. Die Rover (16 - 20 Jahre) wurden mit verbundenen Augen in Kleingruppen zu rund 20 km vom Brexbachtal entfernten Punkten gefahren und mussten anschließend in einem Orientierungslauf zu Fuß zurück zum Lager finden. Am Abend wurde unter dem Motto "Experimente im Brexbachtal" verschiedenen Dingen des Alltags auf den Grund gegangen und gemeinsam Erklärungen dafür gesucht. Zum Beispiel wie ein Luftballon Papierschnipsel anziehen oder wie man ein rohes Ei schälen kann, warum Wasser in einem vollen Glas "übersteht" und vieles mehr. "Es ist erstaunlich," so Stammesvorstand Andreas Schmidt, "wie eifrig die Kinder und Jugendlichen die Experimente in den Gruppenstunden vorbereitet haben und mit wie viel Interesse gemeinsam nach der Lösung gesucht wurde." Der Sonntag begann mit einem Gottesdienst an der Kapelle des Brexbachtals. Zu der in deutsch und spanisch gehaltenen Messe kamen rund 400 Pfadfinder aus dem Tal zusammen. Den Nachmittag verbrachten die Betzdorfer Pfadfinder mit typisch bolivianischen Spielen die ihr Gast Ruzlan Espinoza vorbereitet hatte. Teilweise erschwert durch die zunächst notwendigen Übersetzungen kam letztendlich doch die bolivianische Dynamik und Lebensfreude der Spiele durch. In schönster Lagerfeuer-Atmosphäre mit Gitarrenmusik und Fackeln wurden am Abend die drei Pfadfinderinnen Melanie, Julia und Tanja in die Roverstufe aufgenommen, wobei diese auch gleichzeitig vor ihren Freunden und gegenüber dem Stammesvorsitzenden Andreas Schmidt das Pfadfinderversprechen ablegten. "Mit dem Pfadfinderversprechen bezwecken wir zwei Dinge", so Andreas Schmidt "Zum einen lernen die Kinder die Bedeutung eines Versprechens kennen, welches nicht nur so daher gesagt, sondern eine zentrale Rolle im Leben eines Pfadfinders spielt, und zum anderen stärkt dieses gemeinsam abgelegte Versprechen den Gruppenzusammenhalt." |
In der darauf folgenden Woche lag der Schwerpunkt in dem Besuch aller Gruppenstunden des Stammes sowie der Besonderheiten unserer Region. Der Betzdorfer Wochenmarkt und die Altstadt standen genauso auf dem Programm wie die Besichtigung der näheren Umgebung, ein Ausflug zum Vulkanmuseum in Mendig / Eifel und zur Marksburg am Rhein. Das Wichtigste am Besuch der Gruppenstunden der Betzdorfer Pfadfinder war die Verbesserung der Partnerschaft durch das gemeinsame Arbeiten und Spielen der Kinder und Jugendlichen mit Ruzlan Espinoza. Ehrenamtliche Dolmetscher halfen bei Verständigungsproblemen und so konnten die vielen Fragen beantwortet und Unterschiede und Gemeinsamkeiten der deutschen und bolivianischen Pfadfinder gesammelt werden. Gerade in den Kinderstufen war das Interesse an dem Land und den Menschen in Bolivien sehr groß und die vielen Fragen konnten gar nicht alle beantwortet werden. Der abschließende Austausch von Gastgeschenken wird dafür sorgen, dass der Besuch nicht vergessen und die Freundschaft der beiden Stämme gefestigt wird. Die beiden ältesten Stufen beschäftigten sich inhaltlich mit dem Motto der Reise "Abenteuer Begegnung". Dabei stellten sie sich den Fragen "Was ist mir, meinen Freunden und den Menschen in meinem Land wichtig?" einmal aus der Perspektive eines Deutschen und einmal als Hypothese aus der Sicht eines Bolivianers. Ruzlan Espinoza tat das Gleiche und anschließend wurden die Ergebnisse verglichen. Interessantester Aspekt war der Unterschied in der Einschätzung der Deutschen. Während die Jugendlichen der Meinung waren, dass für uns eher materielle Dinge und Zukunftsabsicherung wichtig sind, sah der bolivianische Gast Schwerpunkte der Deutschen in der Zusammenarbeit mit kleinen und armen Ländern, in dem Wunsch nach Verständigung der Völker und in dem Interesse an fremder Kultur. Vielleicht ist das ein kleiner Einblick darauf, wie Deutschland von außen gesehen wird. Den Höhepunkt des Besuches im Stamm Betzdorf bildete die feierliche Unterzeichnung des Freundschaftsvertrages. In diesem Vertrag verpflichten sich der Stamm Betzdorf und der Stamm Primavera den Austausch zwischen den beiden Stämmen zu fördern und das Bewusstsein für das jeweils andere Land zu stärken. Dies soll auch dadurch geschehen, dass Kommunikation nicht nur auf der Ebene der Gruppenleiter, sondern auch auf der Ebene der Kinder erfolgen soll. Dafür soll auf beiden Seiten die Möglichkeit geschaffen werden, die jeweils andere Sprache zu verstehen bzw. zu übersetzen. Nach einer letzten gemeinsamen Woche mit Teilnehmern aus allen Partnerstämmen auf der Burg Waldeck im Hunsrück verließ die 14-köpfige Delegation mit vielen Erlebnissen, Abenteuern und Erinnerungen im Gepäck Deutschland um in ihren Stämmen von der Reise zu berichten und die Partnerschaften weiterzuführen. Mehr über die Begegnungsreise und die Partnerschaft der DPSG Diözese Trier mit der ASB Distrikt Cochabamba gibt es im Internet unter www.bolivienpartnerschaft.de |